Junge Mutter: Ausbildung im Traumberuf

Aus der WAZ vom 19.11.2008
 
Schwelm. "Der Anfang ist schwierig gewesen. Gewöhnungsbedürftig und auch etwas anstrengend", sagt Jasmin Wenzel. "Aber ich bin dankbar und glücklich über meinen Ausbildungsplatz".
 

  Die 25-Jährige hat ihren Traumberuf gefunden: Zerspanungsmechanikerin im Schwelmer Unternehmen "Henning GmbH". Dort ist sie gerne gesehen: "Frau Wenzel hat hier ein Praktikum gemacht und konnte uns alle von ihrem Eifer und ihrem Geschick überzeugen", erzählt Geschäftsführer Dirk Henning. "Ihr eine Ausbildung in unserem Unternehmen zu ermöglichen, war eine sehr gute Entscheidung".
 
Einfach ist dieser Schritt für Jasmin Wenzel nicht gewesen: "Ich habe einen kleinen Sohn, um den ich mich kümmern muss. Eine Ausbildung in Vollzeit, einer siebenstündigen Arbeitszeit, hätte ich gar nicht absolvieren können." Stattdessen ist die junge Mutter jetzt eine Teilzeitauszubildende im ersten Jahr. "Viele Unternehmen schrecken vor dieser Bezeichnung zurück, weil sie denken, dass ich nur vier Stunden am Tag arbeiten würde", berichtet Jasmin Wenzel von ihren persönlichen Erfahrungen. "Dabei arbeite ich sechs Stunden am Tag und muss die selben Aufgaben erledigen, die auch den anderen Azubis aufgetragen werden. Nur eben schneller."
 
Das erste Ausbildungsjahr ist der theoretische Teil, den sie bei der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) in Hagen absolvieren muss. "Im August 2009 fange ich die zwei praktischen Jahre in Schwelm an".
 
Nicht nur das finanzielle Einkommen sei durch ihre Berufsausbildung gesichert, erklärt Jasmin Wenzel. Besonders wichtig für ihr Kind sei auch der damit verbundene, geregelte Tagesablauf: "Ich bringe meinen Sohn früh morgens in den Kindergarten, fahre zur Arbeit und hole ihn nach Feierabend wieder ab".
 
Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz fand Jasmin Wenzel bei der Bundesagentur für Arbeit in Hagen und bei der SIHK. "Wir haben uns darauf spezialisiert, junge Menschen zu fördern, die eine angefangene Ausbildung aus persönlichen Gründen nicht zu Ende führen konnten", erklärt Regine Bleckmann, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit. Persönliche Gründe, so Regine Bleckmann, seien beispielsweise die Pflegetätigkeit eines Familienangehörigen oder, wie in Jasmin Wenzels Fall, eine Elternschaft.
 
"Leider ist die Teilzeitausbildung für viele Unternehmen noch kein Begriff. Deshalb leisten wir Öffentlichkeitsarbeit, um jungen Müttern und Vätern einen beruflichen und somit auch sozialen Aufstieg zu ermöglichen", so Regine Bleckmann.
 
Durch ein Netzwerk wurden Kontakte geknüpft. "Wir treffen uns zum Informations- und Erfahrungsaustausch in einem Arbeitskreis, den die Gesellschaft für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung Schwelm (GSWS) ins Leben gerufen hat", erzählt SIHK-Fachbereichsleiter Peter Frese. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur hätte er erfahren, dass Jasmin Wenzel auf der Suche nach einer Teilzeitausbildung als Zerspanungsmechanikerin in Schwelm gewesen ist. "Ich unterrichtete Herrn Henning von über diesen Fall und dann kam alles ins Rollen", so Peter Frese.
 
Für Jasmin Wenzel, die gemeinsam mit 30 jungen Müttern das Angebot der Agentur für Arbeit Wahrgenommen hat, ein glücklicher Zufall. "Auch wenn es zu Anfang schwierig gewesen ist: Trotz Familie habe ich meinen Traumberuf gefunden".
 
Fragen zur Berufsausbildung in Teilzeit beantworten bei der Agentur für Arbeit Regine Bleckmann unter 02331 / 202-237 und bei der SIHK Peter Frese unter 02331 / 390-261 zur Verfügung.